Die Zahl der Arbeitslosen im Nordschwarzwald ist von Mai auf Juni geringfügig gestiegen. Die Arbeitslosenquote – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – blieb im Juni mit 4,7 Prozent auf dem Niveau des Vormonats, lag damit aber deutlich über dem Vorjahreswert von 4,2 Prozent.
„Wir blicken auf ein herausforderndes erstes Halbjahr zurück. Zum Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen und aufgrund der ausgebliebenen Frühjahrsbelebung seit April nahezu unverändert hoch geblieben. Gleichzeitig ist die Zahl der bei uns gemeldeten Stellen kontinuierlich zurückgegangen. Zudem nutzen derzeit viele Betriebe Kurzarbeit, um Arbeitsplätze zu sichern,“ so die Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Martina Lehmann, zur aktuellen Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt.
Während die Arbeitslosenzahl kaum steigt, bereitet die zunehmende Langzeitarbeitslosigkeit Sorgen: Im Juni waren mit 5.099 Männern und Frauen fast ein Drittel aller Arbeitslosen länger als ein Jahr arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 696 Menschen oder 15,8 Prozent. Es ist schwieriger geworden, aus der Arbeitslosigkeit wieder in Beschäftigung zu kommen. Oft bestehen gesundheitliche Einschränkungen, Sprachdefizite oder es fehlen Qualifikationen, häufig ist es eine Kombination. „Mit guter Beratung und passgenauen Weiterbildungsangeboten durch Arbeitsagentur und Jobcenter können wir aber auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für arbeitslose Menschen Perspektiven schaffen,“ erklärt Lehmann.
Im Juni wurden dem Arbeitsgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 749 neu zu besetzende Stellen gemeldet. Das waren 48 oder 6,8 Prozent mehr als im Mai und 13 oder 1,7 Prozent weniger als im Juni des Vorjahres.
Am regionalen Ausbildungsmarkt ist im Juni sowohl die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber als auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen zurückgegangen. Aktuell suchen noch 945 junge Menschen einen Ausbildungsplatz (Mai: 1.135). Dem gegenüber stehen 1.466 unbesetzte Ausbildungsstellen (Mai: 1.608).
Arbeitslose
Insgesamt meldeten sich im Juni 3.149 Männer und Frauen neu oder erneut arbeitslos. Das waren 302 oder 10,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig konnten 3.115 Menschen im Juni ihre Arbeitslosigkeit beenden, 369 oder 13,4 Prozent mehr als im Juni 2024.
Zahl der Kurzarbeiter und kurzarbeitenden Betriebe
Nach einer ersten Hochrechnung zur realisierten Kurzarbeit für den Monat Februar 2025 haben im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 7.680 Beschäftigte in 235 Betrieben kurzgearbeitet. Zum Vergleich: Im Februar 2024 waren es 5.162 Beschäftigte in 146 Betrieben.
Die Kurzarbeiterquote, also der Anteil der Kurzarbeitenden an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, lag im Nordschwarzwald im Februar 2025 bei 3,4 Prozent und im Februar 2024 bei 2,3 Prozent.
Entwicklung nach Rechtskreisen
Im Bereich der Agentur für Arbeit (Rechtskreis SGB III) ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 20 oder 0,3 Prozent auf 7.620 gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr gab es einen Anstieg um 931 oder 13,9 Prozent.
Bei den Jobcentern (Rechtskreis SGB II) ist die Arbeitslosigkeit von Mai auf Juni um vier (0,0 Prozent) und gegenüber dem Vorjahr um 698 oder 8,7 Prozent auf 8.722 gestiegen.
Regionale Arbeitslosenquoten nach Geschäftsstellenbezirken
Unter den sieben Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim hat Nagold mit 3,7 Prozent den besten Wert. Es folgen Mühlacker mit 3,9 Prozent, Calw mit 4,0 Prozent, Freudenstadt und Horb mit jeweils 4,3 Prozent, Pforzheim mit 5,3 Prozent sowie Bad Wildbad mit 5,9 Prozent.
Entwicklung in den Landkreisen und der Stadt Pforzheim
Die unterschiedlichen Strukturen innerhalb des Agenturbezirkes haben auch im Juni zu einer großen Bandbreite der Arbeitslosenquoten geführt. Sie liegt zwischen 3,6 Prozent im Enzkreis und 7,3 Prozent im Stadtkreis Pforzheim.
Landkreis Calw
Die Arbeitslosenquote ist von Mai auf Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent zurückgegangen. Vor einem Jahr lag sie bei 3,8 Prozent. Insgesamt waren 3.983 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.892 (47,5 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 2.091 (52,5 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juni wurden 148 Stellenangebote gemeldet. Das waren neun oder 6,5 Prozent mehr als im Vormonat und 19 oder 11,4 Prozent weniger als im Juni 2024. Aktuell sind 862 offene Stellenangebote im Bestand, 133 oder 13,4 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Enzkreis
Die Arbeitslosenquote blieb gegenüber dem Vormonat unverändert bei 3,6 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,2 Prozent. Insgesamt waren 4.104 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.269 (55,3 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.835 (44,7 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juni wurden 136 Stellenangebote gemeldet. Das waren neun oder 7,1 Prozent mehr als im Vormonat und 16 oder 10,5 Prozent weniger als im Juni 2024. Derzeit sind 698 offene Stellenangebote im Bestand, 452 oder 39,3 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Landkreis Freudenstadt
Die Arbeitslosenquote blieb im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 4,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 3,8 Prozent. Insgesamt waren 3.097 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 1.394 (45,0 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 1.703 (55,0 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juni wurden 210 Stellenangebote gemeldet. Das waren 83 oder 28,3 Prozent weniger als im Vormonat und drei oder 1,4 Prozent weniger als im Juni 2024. Aktuell sind 1.067 offene Stellenangebote im Bestand, 34 oder 3,1 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Stadt Pforzheim
Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 7,3 Prozent geblieben. Vor einem Jahr lag sie noch bei 6,8 Prozent. Insgesamt waren 5.158 Menschen arbeitslos gemeldet, davon 2.065 (40,0 Prozent) in der Arbeitslosenversicherung und 3.093 (60,0 Prozent) in der Grundsicherung. Im Juni wurden 255 Stellenangebote gemeldet. Das waren 113 oder 79,6 Prozent mehr als im Vormonat und 25 oder 10,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Derzeit sind 832 offene Stellenangebote im Bestand, 220 oder 20,9 Prozent weniger als im Juni 2024.
Stellenmarkt
Mitte Juni waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 3.459 offene Stellen gemeldet, 83 oder 2,5 Prozent mehr als im Mai und 839 oder 19,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Besonders gefragt sind weiterhin Fachkräfte in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Erziehung aber auch im Handwerk und in der Industrie.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist leicht zurückgegangen. Im Dezember 2024 - neuere Daten liegen nicht vor - waren im Agenturbezirk Nagold-Pforzheim 224.462 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 1.421 oder 0,6 Prozent weniger als im Dezember 2023.
Ausbildungsmarkt
Auch am Ausbildungsmarkt wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung aus. Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober letzten Jahres wurden dem Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur 3.236 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren 471 oder 12,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Gleichzeitig meldeten sich 2.667 Bewerberinnen und Bewerber um eine Ausbildungsstelle, 198 oder 8,0 Prozent mehr als vor einem Jahr.
„Wer jetzt aktiv in den Endspurt bei der Ausbildungssuche geht und Erfolg hat, tut etwas für die eigene Zukunft und kann mit einem guten Gefühl in die Sommerferien gehen. Also nicht zögern, sondern bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur einen Termin vereinbaren – es gibt noch viele freie Ausbildungsteilen,“ so Lehmann.
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Quelle: Pressemitteilung Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim