Innovationspreis für Mehrweg

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Nagold-Hochdorf/Berlin - Die Hochdorfer Kronenbrauerei ist mit dem Mehrweg-Innovationspreis ausgezeichnet worden, den die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) mittlerweile zum neunten Mal verliehen hat. Für Roland Demleitner, Chef des Verbandes der Privatbrauereien in Deutschland, hat dieser Preis Symbolcharakter.

Im Beisein von Hochdorfer-Brauereichef Eberhard Haizmann und Tochter Katharina würdigte Demleitner bei der Preisverleihung in Berlin die mutigen Investitionen des schwäbischen Mittelständlers. Gerade diesen kleinen Brauereien, zeigte sich der Verbandsgeschäftsführer überzeugt, gehöre die Zukunft, weil sie nicht wie die großen Braugiganten "Einheitsbiere in klimaschädliche Dosen oder Plastikflaschen füllen und Tausende Kilometer weit transportieren". Vielmehr gehöre seiner Meinung nach die Zukunft mittelständischen Brauereien wie eben Hochdorfer, "die regionale Wirtschaftskreisläufe fördern, nachhaltig wirtschaften und ihre charaktervollen, einzigartigen Bierspezialitäten in ökologisch vorteilhafte Mehrwegflachen abfüllen".

Die mehr als 350 Jahre alte Familienbrauerei, mittlerweile in der 12. Generation geführt, zählt dank ständiger Investitionen in ihre Technik zu den modernsten Privatbrauereien in Deutschland. Eine dieser jüngsten Innovationen hat ihr auch diesen Preis der Deutschen Umwelthilfe eingebracht, mit der Initiativen gegen die Einweg-Plastikflut gewürdigt werden sollen.

Bereits im Jahr 2016 investierte Hochdorfer 1,5 Millionen Euro in einen Leerflascheninspektor und eine spezielle Reinigungsanlage für den Füller, mit dem der Wasserkreislauf beim Spülen der Flaschen noch effizienter gemacht wurde.

Im Frühjahr 2018 schaffte man sich noch die "Waschmaschine" an – wie die Flaschenreinigungsmaschine für 750.000 Euro im Brauerjargon genannt wird, dank derer der Verbrauch von Wasser und Reinigungsmittel nochmals deutlich reduziert wurde: Statt 800 Milliliter pro Flasche braucht man in Hochdorf nur noch 250. Eine besonders effiziente Isolierung senkt zudem Kosten für Heizung und Strom. "Unser Energieverbrauch ist signifikant nach unten gegangen, obwohl wir einen höheren Bierausstoß haben", erklärte Brauereichef Eberhard Haizmann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Nachhaltigkeit gehört ohnedies zur Firmenphilosophie der Kronenbrauerei: Von der Malzannahme bis zur Rampe, wenn die Bierfässer auf den Lastwagen geladen werden, ist ihre Produktion CO2-neutral. Und ihre regionale Produktionskette fängt beim Braugetreide an, das von heimischen Landwirten stammt, das Brauwasser kommt von der Kleinen Kinzig aus dem Schwarzwald, die Hälfte des benötigten Naturhopfens deckt der eigene Hopfengarten vor den Toren Hochdorfs ab, die eigene Hackschnitzelanlage produziert die im Betrieb benötigte Wärmeenergie und der Ökostrom kommt von der Schwarzwald-Energie.

Brauereichef Eberhard Haizmann denkt in der Wertschöpfungskette aber noch einen Schritt weiter und propagiert die Gemeinwohlökonomie: "Das Thema passt optimal zu uns." Das fängt für den Brauereichef bei der Bezahlung der Bauern an, die für ihn das Braugetreide liefern: "Der Landwirt braucht einen fairen Preis, der Mälzer braucht einen fairen Preis und auch wir müssen für unser Bier einen fairen Preis verlangen." Beim Malz zahlt Haizmann den Landwirten aus der Region 40 Euro mehr, als es auf dem freien Markt gehandelt wird. Und er sichert den Landwirten diesen fairen Preis fünf Jahre lange zu, damit sie anständig kalkulieren können. "Das", sagt Eberhard Haizmann, "ist meine innere Überzeugung: Jeder muss sein Geld verdienen."

 

Text:
Herbert Wackenhut

Quellen: Schwarzwälder Bote Ausgabe Calw vom 17.12.19, S. 30

 

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