Die Geschichte des traditionsreichen Kaufhauses Sämann in Mühlacker begann 1922. Gegründet wurde es von Wilhelm und Paula Sämann. Inzwischen wird das Unternehmen von den Geschwistern Brigitte und Klaus Sämann in dritter Generation geleitet.
In 100 Jahren Kaufhaus-Geschichte hat sich viel verändert. Die Kaufhäuser mit Standorten in Mühlacker und Vaihingen/Enz wurden mehrmals umgebaut und erweitert, Sortimentsbereiche hinzugenommen und neue Erlebniswelten geschaffen. Eine einschneidende Veränderung erfährt der stationäre Einzelhandel in den vergangenen Jahren offenbar durch den Online-Handel. Besonders in den herausfordernden Zeiten der Corona-Pandemie, so erfuhren die Besucher, habe dieser zweistellig zugelegt. “Strukturen verändern sich“, brachte es Klaus Sämann auf den Punkt. Auch das Kaufhaus Sämann nahm diese Herausforderung an und präsentiert sich nun sowohl stationär als auch auf Online-Portalen mit Mode, Sport und Alltagsdingen für Zuhause.
Diskutiert wurden während des Besuchs auch die Themen Innenstadt-Entwicklung und die Zukunft der Bahnhofstraße. „Frequenzbringende Mitbewerber, eine interessante Einzelhandels-Durchmischung und eine attraktivere Innenstadt sind überlebensnotwendig“ betonten die Geschwister Brigitte und Klaus Sämann.
Ein familiengeführtes Kaufhaus in einer Stadt gehört inzwischen zu den Seltenheiten in Deutschland. Klaus Sämann erzählte, dass es noch circa 200 Kaufhäuser in Deutschland gäbe, wovon nur etwa 80 bis 90 familiengeführt seien. Auf die Frage, was denn das Geheimnis gelingender 100 Jahre familiengeführtes Unternehmen sei, antwortete Ulrich Sämann: “Herzblut und ein starker Familienverbund“. Die Chance, aktiv gestalten zu können, habe bisher jede Generation nach den Ausbildungszeiten wieder gerne in den Familienbetrieb zurückgeführt. Werte wie respektvoller Umgang, gegenseitige Wertschätzung und Verantwortungsbewusstsein seien nicht nur innerhalb der großen Sämann-Familie wichtig, sondern auch im Umgang mit den Mitarbeitenden. „Es gibt langjährige Mitarbeitende, die mit allen drei Familiengenerationen zusammengearbeitet haben“, erwähnte Klaus Sämann stolz.
Jedoch auch im Einzelhandel werde es immer schwieriger, geeignete Mitarbeitende und Auszubildende zu finden. „Neben den fachlichen sind es besonders die persönlichen Qualifikationen die wichtig sind, um Kundinnen und Kunden kompetent und individuell beraten zu können“, erklärte Brigitte Sämann. Dies sei der entscheidende Unterschied zum Online-Handel. Aktuell sucht das Unternehmen engagierte Mitarbeitende und hat auch noch Ausbildungsplätze frei.
Wichtig sei vor allen Dingen, sich den Anforderungen des Marktes immer wieder neu zu stellen und so beginnt in diesen Tagen der Umbau im Haus Mühlacker, um sich noch kompetenter und klarer in den Bereichen Mode und Sport auszurichten.
Oberbürgermeister Frank Schneider dankte der Unternehmensfamilie für das 100-jährige Engagement und wünschte weiterhin erfolgreiche unternehmerische Entscheidungen für die Zukunft des Kaufhauses Sämann in Mühlacker. Zur Erinnerung an das Jubiläum überreichte er ein Kunstwerk von Paul Revellio, einem „Glotzer“ in den Farben der Stadt Mühlacker.