Thermondo

Die Menschheit verdankt ihre Ausbreitung auf unserem Planeten ihrer Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten Umgebungen. Allerdings mussten wir zuerst die Temperaturen unserer Bleibe in den Griff bekommen. Früher bedeutete das dicke Wände zur Isolation und Lüftungslöcher an den richtigen Stellen. Dann kam die Zentralheizung. Die Römer, teilweise auch die Griechen, benutzten in der Antike Unterboden- und Wandheizungen, bei denen heiße Luft durch Tonrohre geleitet wurde.

Fortschritt allerdings verläuft nie in gerader Linie, und so geriet das Konzept der Zentralheizung für Jahrhunderte in Vergessenheit. 1793 entwickelte der Mühlenbesitzer William Strutt im englischen Derby einen Heißluftofen, um seine Fabrik zu beheizen. In angepasster Form verbesserte dieses Verfahren die Zustände in Krankenhäusern. Der schottische Erfinder und Dampfpionier James Watt entwickelte ein Dampfheizsystem für den Haushalt. Doch die symbolträchtigste Erfindung im Bereich der Zentralheizung, der 1857 patentierte Heizkörper, gelang dem russischen Erfinder und Unternehmer Franz San Galli. Bis zum Jahr 2013.

Das Handwerk wird mit der Digitalisierung zu wenig in Verbindung gebracht. Vermutlich liegt das an der Begrifflichkeit HANDwerk selbst. Zwar kann das vom Mensch ausgeübte, individuelle Handwerk selten von einer Maschine ausgeführt werden, standardisierte Abläufe jedoch, wie man sie in jedem Betrieb vorfindet, sind digital definitiv unterstützbar. Drei Unternehmer, lokal auch im Nordschwarzwald ansässig, machen es vor: Philipp Pausder, Florian Tetzlaff und Kristofer Fichtner gründeten im Jahr 2013 die Firma Thermondo, mit dem Ziel, im Heizungsbau mit innovativen Energieprodukten die CO2-Emmisionen zu senken und dadurch die Energiewende anzukurbeln.

Was steckt dahinter? Diese drei haben in ihrem Team Handwerker und IT-Spezialisten zusammengebracht. Erinnerungen an frühere Berichte kommen hoch. Ziel ist es, gemeinsam neuartige Prozesse und IT-Werkzeuge zu schaffen, um den besten und einfachsten Heizungswechsel Deutschlands zu erreichen. Dabei führt ein digitaler Heizungsvertrieb den Kunden zu seiner idealen Heizung. Eigene Handwerker vor Ort, die auf individuellen Wunsch ein Angebot mit Preisgarantie erstellen. So gewinnt in Zeiten von Fachkräftemangel dieses Unternehmen sogar weitere Kollegen und damit Kunden dazu.
Mit Innovationen wie die Heizunghelden-App und einer Projektmanagement Software namens „Diego“ digitalisiert das Unternehmen alle Prozesse bis vor den Heizungskeller. Eigens vom Autor geprüft, wird der Kunde über jeden Vorgang digital informiert und bis hin zum vorgefertigten Förderantrag betreut.

In nur 3 Jahren nach Gründung entwickelte Thermondo sich zum Ausbildungsbetrieb und beschäftigt nun 150 Handwerker bundesweit.
Seit 2016 hat Thermondo sich den UN Klimazielen verschrieben mit dem Ziel, den Temperaturanstieg auf der Erde auf maximal 2°C zu begrenzen.
Mit der disruptiven Idee, althergebrachte Strukturen zu hinterfragen und neue Lösungen zu schaffen, verändert das Unternehmen den Wärmemarkt. Verdeutlich man sich die Anzahl der Heizungsbauer auf dem Markt, wird deutlich, was es heißt, Pionier mit 300 Heizungswechseln im Monat und 1% Marktanteil zu sein. Hinsichtlich der Digitalisierung im Handwerk findet man auch bei diesem Unternehmen keine Roboter. Diesem Team gelingt es ausgezeichnet, den Spalt zwischen Absicht und Wirklichkeit immer weiter zu schließen.

Text:
Herbert Wackenhut

Quellen:
Konstruktiver Austausch mit Daniel Klink des Thermondo Teams
David Boyle: 30-Second Inventions, Libero 2019, ISBN 978-94-6359-048-8


Hintergrund RegioINNO:
Das Projekt RegioINNO Nordschwarzwald ist ein prämiertes Projekt des Förderaufrufes „Regionales Innovationsmanagement“ des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Mit RegioINNO wird die zielgeführte Vernetzung der Innovationsakteure unterstützt und die Erarbeitung einer regionalen Innovationsstrategie vorangetrieben. Durch die Bündelung von Synergien und die aktive Einbindung aller Beteiligten soll die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft intensiviert werden.

Unterstützt aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg

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