Editorial des Geschäftsführers Jochen Protzer Juli 2022

|Arbeitswelt und Beruf
Jochen Protzer, Geschäftsführer der WFG Nordschwarzwald.

Sehr geehrte Damen und Herren,

positive Nachrichten einerseits und gleichzeitig Sorgen für die Zukunft liegen eng beieinander.

Einerseits durften wir stellvertretend für die Region Nordschwarzwald gestern aus den Händen der Wirtschaftsministerin die Prämierung für das Projekt Digital Hub Nordschwarzwald „plus“ entgegennehmen. Damit waren wir im Wettbewerb der landesweiten Konzepte für regionale Digitalisierungszentren erfolgreich und können den sogenannten Vollantrag stellen, indem die rechtlichen Vorgaben und fördertechnischen Details berücksichtigt sein müssen. Das Konsortium aus der gesamten Region hat intensiv zusammengearbeitet, erbringt die Co-Finanzierung in derselben Höhe wie die erwartete Fördersumme von 950.000 € und setzt mit diesem Konstrukt das anspruchsvolle Projekt ab Oktober 2022 für die nächsten 3 Jahre um. Ich bin sicher, dass wir mit diesem Projekt einen weiteren Beitrag zur Digitalisierung der Wirtschaftsregion Nordschwarzwald leisten können.

Eine ganz andere Dimension ist die Sorge um eine Wirtschaftskrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine und der befürchteten Auswirkungen, wenn die Energie-, vor allem die Gasversorgung eingeschränkt wird. Allein die Verunsicherung, ob und wieviel künftig Gas aus Russland geliefert wird, ist für die Wirtschaft in unserer Region ein ernstes Problem. Es ist offenkundig, dass damit bewusst Ängste geschürt werden und die Abhängigkeit demonstrativ gezeigt wird. Und ja, ohne eine ausreichende Gasversorgung werden Unternehmen sehr schnell ihre Betriebsaktivitäten einschränken müssen und damit wird eine weitere Stufe der inzwischen weltweiten Lieferkettenproblematik entstehen, deren Auswirkungen im Einzelnen wir im Moment nur erahnen können. Für die Wirtschaft in Baden-Württemberg und auch im Nordschwarzwald ist eine sichere Energieversorgung existenziell. Für die Unternehmen kann es deshalb schnell bedrohlich werden, wenn Energie als Waffe eingesetzt wird. Die Hoffnung ist, dass es zu keiner Wirtschaftskrise in Deutschland kommt, aber richtig finde ich auch, das „Schlimmste“ zu durchdenken und sich nach Möglichkeit darauf vorzubereiten. Das Zitat von Stephen King: „Es ist nichts Falsches daran, auf das Beste zu hoffen, solange Sie auf das Schlimmste vorbereitet sind“ trifft es meiner Meinung nach ganz gut.

Energiepolitik ist bisher nicht Regionalpolitik und die Gasversorgung ist ein nationales, wenn nicht internationales Thema. Aber durch den Beschluss der Vollversammlung des Regionalverbands vom 07.07.2021, dass die Region Nordschwarzwald zur 100%-Erneuerbare-Energien-Region werden soll, zeigt wohin die Reise geht. Langfristig soll in der Summe jährlich genauso viel Strom aus Erneuerbaren Energiequellen in der Region bereitgestellt werden wie im Nordschwarzwald im Jahr 2050 erwartungsgemäß verbraucht wird. Bisher stammt der in der Region verbrauchte Strom nur zu 25 % aus der Region selbst.

Hoffen wir zusammen, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten und arbeiten wir zusammen, dass die Energie-Abhängigkeit weniger wird.

 

Mit besten Grüßen

Jochen Protzer

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