Editorial des Geschäftsführers Jochen Protzer September 2022

|Arbeitswelt und Beruf
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Medien trommeln aktuell düstere Töne. Laut dem aktuellen Konjunkturbarometer des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim wird sich die wirtschaftliche Lage und damit die Konjunktur in den kommenden Monaten weiter verschlechtern. Lageeinschätzung und Erwartungen brechen stark ein und liegen sogar etwas unter den Werten, die sich im März 2020 zu Beginn der Coronakrise ergeben haben.

 

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (ifo Institut) spricht in seiner aktuellen Konjunkturprognose Herbst 2022 davon, dass die Inflation den privaten Konsum abwürgt und vor allem die hohen Inflationsraten die realen Einkommen der privaten Haushalte sowie deren Ersparnisse dahinschmelzen lassen und ihre Kaufkraft reduzieren. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr noch etwas zulegen und dann im kommenden Jahr schrumpfen. Die Inflationsrate werde in diesem Jahr bei durchschnittlich 8,1% liegen und im kommenden Jahr auf 9,3% steigen. Erst im Jahr 2024 werde sich die Konjunktur allmählich wieder normalisieren und die Wirtschaftsleistung dürfte mit 1,8% zulegen und die Inflationsrate auf 2,4% sinken.

Dass die von der ZEW monatlich befragten Analysten und Finanzmarktexperten von Haus aus keine rosarote Brille auf der Nase tragen ist sicher richtig und auch deren Job. Auch die Wissenschaftler des ifo-Instituts sind ehrenvolle und ernsthafte Vertreter ihrer Zunft.

Richtig ist sicher auch, dass die Zeiten rauer geworden sind und sowohl Unternehmen als auch Bürger angesichts der Kostensteigerungen jeden Cent umdrehen müssen. Richtig ist aber auch, dass das „Teufel-an-die-Wand-Malen“ noch keinem geholfen hat und man sich schlicht der Realität stellen muss, um dann die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Ich finde, dass bei aller Vorsicht auch Mut und Zuversicht helfen, denn so viele Herausforderungen sind schon besser bewältigt worden als befürchtet.

Die Realität wiederum gestaltet sich in der stark in der Wertschöpfungskette Automobil tätigen Wirtschaftsregion Nordschwarzwald so, dass die Branche, Produzenten, Zulieferer und das Handwerk heute schon dabei sind, die Weichen stellen, um möglichst gut in die Zukunft ohne Verbrenner-Motoren zu kommen.

Und es gilt, gerade auch jungen Menschen, Mitarbeitenden und Auszubildenden, auch Gründerinnen und Gründern Zuversicht und Motivation fürs Berufsleben mit auf den Weg zu geben. Das Licht am Ende des Tunnels kann nur entdecken, der auch in diese Richtung fährt und nicht stehen bleibt. Und dabei wird auch die WFG Nordschwarzwald nach besten Kräften behilflich sein.

Vielleicht ist das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ein guter Ansatz, mit dem globale Herausforderungen wie Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Abfall und Umweltverschmutzung angegangen werden können. Die Entkoppelung der Wirtschaftstätigkeit vom Verbrauch endlicher Ressourcen ist die Herausforderung und die Chance zugleich. Die Hochschule Pforzheim hat darin eine hohe Expertise und gerade in dieser Woche findet in München das zweite Circular Futures Festival (www.circularfuturesfestival.de) statt, eine (Mitmach-)Plattform für alle, die den zirkulären Wandel mitgestalten und sich professionell mit der zirkulären Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft auseinandersetzen.

Aber ist der Nordschwarzwald nicht die Region, in der die Verknüpfung von Ökonomie, Nachhaltigkeit und Digitalisierung den künftigen Kern der wirtschaftlichen Prosperität ausmachen kann. Zusammen mit den anderen Regionen der europäischen Metropol-Region Stuttgart wird in einem Kongress am 20. September in Heilbronn das Motto „Weil die Transformation nur gemeinsam gelingt“ intensiv diskutiert. Der Nordschwarzwald ist auch dabei!

Es stehen herausfordernde, aber auch spannende Themen an in den nächsten Wochen und Monaten. Gehen wir es an!

Bleiben Sie zuversichtlich!

Mit besten Grüßen

Jochen Protzer

 

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