Luft nach oben

Quelle: Adobe Stock

Die 2018 durchgeführt Studie „Regionale Innovationssysteme in Baden-Württemberg – Bestandsaufnahme und Schlussfolgerungen“, hat mich hinsichtlich der Beschreibung unserer Region aufgeschreckt. Zusammen mit dem Innovationsindex 2018, in dem der Nordschwarzwald leider den letzten Platz im Land belegte, war der Handlungsbedarf klar.

Studie und Index haben übereinstimmend gezeigt, dass die Innovationskraft in der Region Nordschwarzwald insgesamt höchstens durchschnittlich sind und dass es deutliche Verbesserungspotential gibt, vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung im Unternehmen, Innovationsintensität und Prozessinnovationen. Ohne eigene außeruniversitäre Forschungsinstitute ist die Notwendigkeit zu systematischer Vernetzung und Kooperation mit Hochschul-Einrichtungen innerhalb und mit Wissenschaftseinrichtungen außerhalb der Region besonders hoch. Uns Innovationsintermediären wurde deutlich ins Stammbuch geschrieben, dass sich erfolgreiche Regionen insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie sich stärker, transparenter und zielorientierter als andere vernetzen, um so einen Nutzen für das gesamte Innovationssystem und die Wirtschaft der Region entstehen zu lassen. Trotz einiger positiver Ansätzen und vor allem einer Vielzahl von hoch innovativen Unternehmen im Nordschwarzwald haben wir in Bezug auf unser regionales Innovationssystem „Luft nach oben“.

Das war der Hauptgrund, uns um das Förderprojekt regionales Innovationsmanagement zu bewerben und in der Wirtschaftsförderung eigens eine Koordinierungsstelle einzurichten, die wesentlich dazu beiträgt, das Potential weiter ausschöpfen, Akteure zu vernetzen und das Innovationssystem zu professionalisieren.  In der Job-Beschreibung unseres Projektleiters Herbert Wackenhut finden sich die anspruchsvollen Projektziele wieder. Dazu gehören unter anderem: 

  • Innovation und Technologietransfer in der Region zu forcieren
  • die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft zu intensivieren
  • das regionale Innovationsökosystem innerhalb des „Knowledge Triangle“ (Forschung und Entwicklung, Bildung und Wirtschaft) zu stärken
  • durch eine verbesserte Koordination der Aktivitäten im Bereich Innovationsmanagement die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen in der Region Nordschwarzwald zu erhöhen

 

Nach etwa der Hälfte der Projektlaufzeit haben wir einiges erreicht, die Koordinierungsstelle etabliert, inhaltliche Bestandsaufnahmen gemacht, einen sektorübergreifenden Arbeitskreis „Innovation“ zur Förderung von Cross-Industry Innovation gebildet, erste Besuche von relevanten wissenschaftlichen Instituten und Veranstaltungen über Fördermöglichkeiten durchgeführt und Termine bei Unternehmen organisiert, soweit diese Corona bedingt möglich war. Mit dem Kommunikationsformat „Mondays for Innovation“ berichten, initiieren und stimulieren wir jeden Montagmorgen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln über und zum Thema Innovation.

Die Erkenntnisse der letzten Corona-Monate belegen für mich eines überdeutlich: Innovation ist die zentrale Herausforderung unserer wirtschaftlichen Zukunft. So dankbar ich jedem einzelnen Betrieb für eine innovative Idee und deren Umsetzung bin, so klar ist auch, dass das Innovationssystem der ganzen Region noch besser werden muss. Der Zugang zu wissenschaftlichen Einrichtungen darf nicht von Zufall, Unwissenheit oder Hemmschwellen anhängig sein. Transparenz, Kooperation und Synergien, beispielsweise von Mittelstand und „Start-ups“ zur Verbesserung des Ideen- und Erfahrungsaustausches sind wichtiger denn je. Und das Verständnis von Innovation muss noch stärker auf künftigen Entwicklungen und Zukunftsfelder ausgerichtet werden. Dabei können wir und die regionalen Innovationsintermediäre beispielsweise spezifisches methodisches Knowhow, z. B. Cross Industry Innovation, Open Innovation vermitteln, sodass regionale Unternehmen einen konkreten Nutzen und Mehrwert haben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Innovation, was sind Ihre Ansätze und Einschätzungen, wo ihre konkreten Bedarfe? Was können andere von Ihnen Best Practices lernen? Welche Fehler können andere vermeiden? Vielleicht möchten Sie auch selbst den nächsten Beitrag für „Mondays für Innovation“ schreiben.

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, denn erfolgreiches Innovationsmanagement braucht weniger Einzelkämpfer, sondern mehr Team-Player. Lassen Sie uns in der Region gemeinsam daran arbeiten, dass wir in Zukunft nicht mehr an letzter Stelle des landesweiten Innovationsindex stehen.

 

Text:
Jochen Protzer

 

Hintergrund RegioINNO:
Das Projekt RegioINNO Nordschwarzwald ist ein prämiertes Projekt des Förderaufrufes „Regionales Innovationsmanagement“ des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Mit RegioINNO wird die zielgeführte Vernetzung der Innovationsakteure unterstützt und die Erarbeitung einer regionalen Innovationsstrategie vorangetrieben. Durch die Bündelung von Synergien und die aktive Einbindung aller Beteiligten soll die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft intensiviert werden.

 

Unterstützt aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg

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