PERFEKT

Quelle: Adobe Stock

Oft haben wir besonders in schwierigen Zeiten nur das Negative, das Fehlende oder das nicht Perfekte im Blick. Das ist verständlich. Doch durch die überkritische Bewertung verstärken wir die Krise zusätzlich. Gerade im Unvollkommenen eine eigene Schönheit und Einzigartigkeit zu erkennen, beschreibt das fliegende Weiß.

Der Ausdruck „fliegendes Weiß“ ist ein Fachbegriff aus der Kunst der Kalligraphie.
Er bezeichnet die feinen weißen Stellen, die innerhalb oder am Ende eines Strichs entstehen, wenn der Pinsel nicht genug Farbe trägt, nicht fest genug aufgedrückt oder ungleichmäßig geführt wird.
Es gibt große Meister, die sich über Jahre mit der Kalligraphie auseinandergesetzt haben.
Doch obwohl das Schreiben mit der Zeit immer flüssiger wird, fällt auf, dass kein Strich je perfekt gelingt.
Auch ist keiner so exakt wie der andere, immer gibt es Abweichungen und Unregelmäßigkeiten.

Zunächst betrachten Praktizierende dies als Handicap und ärgern sich über die Fehler. Bald aber wird klar, dass gerade die Makel jedes Schriftzeichens einzigartig und damit schön sind. Dieser Gedanken lässt sich auf den Menschen übertragen. Auch bei jedem einzelnen von uns liegt die Schönheit gerade in der Einzigartigkeit und Unvollkommenheit.
Das fliegende Weiß symbolisiert aber nicht nur unsere Mängel, sondern steht zugleich für unsere Sehnsüchte. Als ungewollte Leerstelle lässt es Raum für Interpretationen, es erscheint als das Unausgesprochene, als das, was fehlt. Man kann es weder planen noch einüben.
Doch gerade das gibt auch etwas Freies und Spontanes.

Dass wir Menschen mit Gewohnheiten leben, ist bekannt. Aber neben der Gewohnheit steht auch die Erwartung. Ständig haben wir bestimmte Erwartungen an das Leben. An den Partner, Vorgesetzte, sogar an den Hund. Stets haben wir eine genaue Vorstellung davon, wie die Dinge ausgehen oder sich entwickeln sollen. Leider tanzt das Leben nicht immer nach unserer Pfeife, und so sind Enttäuschungen vorprogrammiert.  Wenn wir lernen, ohne Erwartungen im Augenblick zu leben und auch spontane Entwicklungen – positiv und negativ – wertzuschätzen, können wir frei sein. Denn nichts hält uns so sehr am Boden wie der Gedanke, dass etwas schlecht, falsch, unvollkommen oder anders als erwartet ist.

Mit diesem Mondays for Innovation beende ich die Serie für das Jahr 2019.
Am 13.01.2020 wird die Serie fortgeführt. Das Team der Wirtschaftsförderung wünscht Ihnen und Ihren Familien frohe Festtage und einen guten Start in das neue Jahr.  

Text:
Herbert Wackenhut

Quellen:
Ajahn Brahm & Master Guojun – Nur wer losloslässt, kann auch fliegen

Hintergrund RegioINNO:
Das Projekt RegioINNO Nordschwarzwald ist ein prämiertes Projekt des Förderaufrufes „Regionales Innovationsmanagement“ des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Mit RegioINNO wird die zielgeführte Vernetzung der Innovationsakteure unterstützt und die Erarbeitung einer regionalen Innovationsstrategie vorangetrieben. Durch die Bündelung von Synergien und die aktive Einbindung aller Beteiligten soll die Zusammenarbeit zwischen der regionalen Wirtschaft und der Wissenschaft intensiviert werden.

Unterstützt aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg

ALLE NEWS